Samstag, 25.04.2015 Landsberg: Der kleine Prinz - Kindliche Naivität und lebens-philosophische Direktheit Fliegen war sein Leben. Und das Schreiben. In beiden Disziplinen hatte Antoine de Saint-Exupéry zu Lebzeiten Großes vollbracht. Der kleine Prinz, die Geschichte von einem in der Wüste not gelandeten Fliegers, der eine Erscheinung in Form einer kindlichen Person hat. Deren Fragen und Geschichten sind eine freundliche, liebevolle Zivilisationskritik, eine kindhafte Schule für das menschliche Miteinander, ein mit Kinderaugen gesehenes Spiegelbild der Welt, dem sich niemand entziehen kann. Exupery gelingt es, kritisches Hinterfragen und Poesie in Einklang zu bringen. Die Antworten formuliert der Leser und durch die selbst gewonnene Erkenntnis ist er in der Lage diese anzunehmen.
Otto Novoa, Theaterregisseur aus Kolumbien, hat sich mit dem Ensemble „Unser Theater“ aus Schwabhausen und der Theaterschule „Multiple Voice“ aus Penzing dem Stoff angenommen und ihn für die Bühne inszeniert. Das Besondere dieses Stückes, das gestern Abend im Landsberger Stadttheater Premiere hatte, ist die Besetzung der Rollen überwiegend mit Kindern, auf deren kritische Unbedarftheit und Offenheit „Der kleine Prinz“ im Grunde aufbaut.
Es war ein wunderbarer, fantasievoller Theaterabend. Novoa ist es gelungen, die kindliche Naivität und die lebensphilosophische Direktheit der Vorlage in überzeugenden Einklang zu bringen. Man bekam das Gefühl, dass die jungen Schauspieler ihre Rollen nicht spielten, sondern dass sie regelrecht in die handelnden Personen (und Tiere) hinein schlüpften, sie von innen ausfüllten. Der Erzählerpilot (Klaus Wächter), angelegt als eine Art Geschichtenerzähler aus dem Orient, war der rote Faden des Abends, die Figur, um die sich die Handlung aufbaute. Er gab das Startzeichen für die einzelnen Szenen, in denen die kleinen Schauspieler in immer neuen Kostümen die Bühne (und das Publikum!) eroberten. Mit kleinen motivischen Fantasien und musikalischen Elementen lockerte Novoa das Stück auf und reicherte es um ein emotionales Element an. Bemerkenswert, mit welcher Sicherheit die, zum Teil recht langen Texte gesprochen und dabei die spielerischen Komponenten parallel ausgefüllt wurden. Die Zeit schien dabei eine fast untergeordnete Rolle zu spielen. Kein hektisches Treiben auf der Bühne. Dafür Poesie pur.Ein sinnliches Erlebnis - an dem mit Sicherheit auch Antoine de Saint-Exupéry sein Vergnügen gehabt hätte.
gerhard von k